13 October 2016

Exodus

Meine Wertung

Die Frage ist nicht warum, sondern wie!

"Warum wir Einwanderung neu regeln müssen", wie Paul Collier in dem Untertitel zu seinem Buch schreibt, ist für all jene eine eher rhetorische Frage, die je Duisburg-Hochfeld, Berlin-Neukölln oder die Banlieues von Paris besucht haben. Die Frage ist nicht warum, sondern wie! 

Hoffnungsfroh lesen wir im ersten Kapitel: "»Ist Migration gut oder schlecht?« Die Kernaussage dieses Buches lautet, dass dies die falsche Frage ist. Sie zu stellen ist ungefähr so sinnvoll, wie zu fragen, ob zu essen gut oder schlecht sei. In beiden Fällen geht es nicht um gut oder schlecht, sondern darum, wie viel am besten ist. Ein bestimmtes Maß an Migration ist sicherlich besser als keine Migration. Aber so wie übermäßiges Essen zu Fettleibigkeit führen kann, kann auch die Migration übermäßig sein. Ich werde zeigen, dass die Migration, wenn man nicht eingreift, zunehmen und damit wahrscheinlich übermäßig werden wird. Aus diesem Grund sind Migrationsbeschränkungen keine peinlichen Auswüchse von Nationalismus und Rassismus, sondern in allen wohlhabenden Gesellschaften immer wichtiger werdende Werkzeuge der Sozialpolitik. Peinlich ist nicht ihr Vorhandensein, sondern ihre unangemessene Gestaltung. Auch dies ist eine Folge des Tabus, das eine ernsthafte Diskussion über die Migration bisher verhindert hat."

Desillusioniert lesen wir dann, über zweihundert Seiten später, im letzten Kapitel: "Sollen Assimilation und Verschmelzung funktionieren, ist also eine Beschränkung der Einwanderung nötig, die so fein austariert ist, dass auch deren Zusammensetzung ins Kalkül gezogen wird."

Ich gebe zu, die europäischen Regierungen haben möglicherweise die Grundzüge der von Paul Collier erhobenen Thesen verstanden, aber haben sie sie auch umsetzen können? Hat die britische Regierung unter David Cameron den Brexit, ausgelöst durch die innereuropäische Armutsmigration, vorwiegend von Roma, verhindern können? Hat die deutsche Regierung die Flüchtlingsströme der Jahre 2015/16 wirkungsvoll eindämmen können? Theorie und Praxis klaffen so weit auseinander, dass erdrutschartige politische Veränderungen mit allen negativen Begleiterscheinungen nicht verwundern können.

No comments: